In unseren Kursen wird oft die Frage gestellt, was denn eigentlich der Unterschied zwischen den Heuristiken und den Interaktionsprinzipien ist, da diese auf den ersten Blick sehr ähnlich erscheinen und beide ungefähr dem gleichen Zweck dienen.
Zu Beginn ist es wichtig zu wissen, dass die Interaktionsprinzipien die überarbeitete Version der Dialogprinzipien sind, da diese noch ausbaufähig waren. Beispielsweise wurde die Lernförderlichkeit in die Erlernbarkeit unbenannt, oder das Prinzip der Individualisierbarkeit dem Prinzip der Steuerbarkeit untergeordnet.
Eine genaue Definition der Interaktionsprinzipien findet ihr in der neusten Version (2020) der ISO 9241-112 und der ISO 9241-125.
Grundsätzlich unterscheiden sich die beiden Listen in ihrer Herkunft voneinander. Die Interaktionsprinzipien werden in der ISO 9241 definiert, während die Heuristiken von Jakob Nielsen aufgestellt wurden. Während Interaktionsprinzipien als allgemeine Gestaltungsrichtlinien definiert werden sind Heuristiken eher als Daumenregeln anzusehen um Gestaltungsprinzipien zu erreichen.
Befassen wir uns erstmals mit den Heuristiken und den Interaktionsprinzipien, erscheinen den meisten die Heuristiken als einfacher anwendbar. Jedoch kann man nicht direkt sagen, dass Heuristiken deshalb besser als Interaktionsprinzipien sind. Interaktionsprinzipen sind konkreter definiert und enthalten mehr Unterpunkte, welche als Richtlinien verwendet werden können. Die Heuristiken von Nielsen sind im Vergleich eher wie eine eigene Interpretation der Interaktionsprinzipien, mit andern Schwerpunkten zu sehen.
Die Frage sollte also nicht heißen: "Was ist besser?" sondern: "Was wende ich wann an?". Wollen wir uns einen schnellen Überblick über die Gebrauchstauglichkeit eines interaktiven Systems machen sind die Heuristiken zu empfehlen, da wir mit ihnen schnell Usability-Probleme erkennen können. Für eine genaue Analyse eignen sich die Interaktionsprinzipien besser, da wir hier genauere Definitionen haben, mit welchen wir die Fehler spezifizieren können.
Die beiden Listen sind auch nicht die ersten Gestaltungsrichtlinien im Interaktionsdesign. Ein Vorgänger dieser waren zum Beispiel die 8 goldenen Regeln des Interface Design von Ben Shneiderman, welche, wenn man sich diese genauer anschaut, viele Ähnlichkeiten mit den Heuristiken und Interaktionsprinzipien aufweisen.
Abschließend kann ich euch nur empfehlen euch gut mit beiden Listen auseinander zu setzen, bevor ihr ein System mit ihnen Abgleicht und anhand dessen entscheidet, welche sich für euren Zweck besser eignet.
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