Interaktionsprinzipien beinhalten allgemeine Gestaltungsempfehlungen, die nicht an ein bestimmtes System oder einen bestimmten Nutzungskontext gebunden sind. Generell können sich die Interaktionsprinzipien überlappen wenn es um ein Problem bei der Gebrauchstauglichkeit geht.
Zu Beginn ist es wichtig zu wissen, dass die Interaktionsprinzipien die überarbeitete Version der Dialogprinzipien sind, da diese noch ausbaufähig waren. Beispielsweise wurde die Lernförderlichkeit in die Erlernbarkeit unbenannt, oder das Prinzip der Individualisierbarkeit dem Prinzip der Steuerbarkeit untergeordnet.
Eine genaue Definition der Interaktionsprinzipien findet ihr in der neusten Version (2020) der ISO 9241-112 und der ISO 9241-125.
Im Folgenden sind die Interaktionsprinzipien mit passenden Beispielen aufgelistet.
Ein interaktives System ist aufgabenangemessen, wenn es die Benutzer bei der Erledigung ihrer Aufgaben unterstützt, d. h., wenn die Bedienfunktionen und die Benutzer-System-Interaktionen auf den charakteristischen Eigenschaften der Aufgabe basieren (anstatt auf der zur Aufgabenerledigung eingesetzten Technologie).
Beispiel: Ein Parkscheinautomat zeigt eindeutig an, welche Kreditkarten akzeptiert werden.
Wo immer erforderlich für den Benutzer, bietet das interaktive System angemessene Information an, die die Fähigkeiten des Systems und seine Nutzung unmittelbar offensichtlich machen, ohne dass hierzu unnötige Benutzer-System-Interaktionen erforderlich werden.
Unnötige Benutzer-System-Interaktionen umfassen unnötiges Ausprobieren oder das Konsultieren externer Informationsquellen.
Beispiel: In einem Bahnhof zeigen elektronische Anzeigeeinrichtungen anstelle der Abfahrtszeiten der Züge die bis zur Abfahrt verbleibende Zeit an, sodass der Benutzer nicht die aktuelle Zeit ermitteln und anschließend die noch zum Erreichen des Zuges verfügbare Zeit ausrechnen muss.
Das Verhalten des interaktiven Systems ist vorhersehbar, basierend auf dem Nutzungskontext und allgemein anerkannten Konventionen in diesem Kontext.
Konsistenz erhöht grundsätzlich die Vorhersehbarkeit einer Interaktion.
Beispiel: Ein Online-Shop für den Erwerb von Briefmarken ermöglicht dem Benutzer die Auswahl des Bestimmungslandes und zeigt den erforderlichen Betrag an, für den Briefmarken gekauft werden müssen.
Das interaktive System unterstützt die Entdeckung seiner Fähigkeiten und deren Verwendung, erlaubt das Explorieren („Ausprobieren“) des interaktiven Systems, minimiert den Lernaufwand und bietet Unterstützung, wenn Lernen erforderlich ist.
Die Entdeckung erlaubt es dem Benutzer, sich ein mentales Modell und Merkregeln aufzubauen.
Beispiel: Dem Benutzer wird eine Einführungstour angeboten, bei der er die Nutzung des interaktiven Systems erlernt, sodass die Notwendigkeit der Konsultation eines Benutzerhandbuches minimiert wird.
Das interaktive System erlaubt es dem Benutzer, die Kontrolle über die Benutzungsschnittstelle und die Interaktionen zu behalten, einschließlich der Geschwindigkeit, Abfolge und Individualisierung der Benutzer-System-Interaktion.
Während die Flexibilität sich auf alternative Möglichkeiten konzentriert, die das interaktive System dem Benutzer zur Erreichung eines angestrebten Ziels unmittelbar bereitstellt, liegt der Fokus bei der Individualisierung auf der Fähigkeit des interaktiven Systems, sich vom Benutzer in Abhängigkeit von den individuellen Kenntnissen und Fertigkeiten sowie den persönlichen Vorlieben anpassen zu lassen.
Beispiel: Ein Virenprogramm zum Scannen eines Festplattenlaufwerks nach Viren kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt unterbrochen werden, indem der Benutzer auf eine deutlich erkennbare Stopp-Schaltfläche klickt.
Das interaktive System unterstützt den Benutzer beim Vermeiden von Fehlern, toleriert Benutzungsfehler im Falle von erkennbaren Fehlern und unterstützt den Benutzer bei der Fehlerbehebung.
Ein interaktives System bietet Fehlertoleranz, wenn das beabsichtigte Ergebnis trotz erkennbar fehlerhafter Eingaben entweder ohne oder mit nur minimalem Korrekturaufwand seitens des Benutzers erreicht werden kann.
Beispiel: Ein System für die Ausstellung von Versicherungsverträgen füllt alle Eingabefelder, für die Daten an anderer Stelle im System eingegeben wurden, mit den dem System bereits bekannten Daten vorab aus, anstatt dass eine erneute Eingabe erforderlich wäre.
Das interaktive System stellt Funktionen und Informationen auf einladende und motivierende Weise dar und fördert so eine kontinuierliche Interaktion mit dem System.
Ein interaktives System mit Benutzerbindung ermutigt Benutzer, dieses länger und häufiger zu benutzen, Ressourcen dafür aufzuwenden (kognitiv, finanziell, personell usw.) und es anderen Systemen mit ähnlicher Funktionalität vorzuziehen.
Benutzerbindung kann zu einer positiven User Experience führen.
Eine übermäßige oder nicht angemessene Verwendung von Techniken zur Förderung der Benutzerbindung kann zu einer negativen User Experience führen.
Beispiel: Ein Virenschutzprogramm zeigt folgende eindeutige Bestätigung an: „Sie sind geschützt“, zusammen mit einem großen grünen Haken und dem Link „Weitere Informationen“.
Nun stellt sich der eine oder andere vielleicht die Frage: Sind die Interaktionsprinzipien nicht eigentlich dasselbe wie die Heuristiken? Wo genau der Unterschied liegt, erfahrt ihr in unserem Artikel: ...
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